Ein aus Goethes Besitz stammender Konzertzettel gibt Aufschluss über Constanze Mozarts bislang unbekannten Aufenthalt in Karlsbad im Jahr 1795. Mozarts Witwe wirkte in dem böhmischen Kurort zusammen mit mehreren prominenten Musikern nicht nur an mehreren öffentlichen Konzerten mit, sondern betrieb dort auch Werbung für ein von ihr Angriff genommenes Verlagsprojekt. Möglicherweise knüpfte oder erneuerte sie zudem Kontakte, die von maßgeblicher Bedeutung für die Verbreitung von Mozarts Werk waren.
A printed programme found in Goethe’s papers provides information about Constanze Mozart’s previously unknown stay in Karlsbad in 1795. Mozart’s widow took part in several public concerts in the Bohemian spa town together with several prominent musicians and worked on a publishing project she had started recently. She possibly made or renewed contacts which proved crucial for the early promotion of Mozart’s works.
Im Goethe- und Schiller-Archiv Weimar befindet sich ein unscheinbarer Band mit dem von Goethe herrührenden Titel „Karlsbad 1795.“ (Signatur: GSA 34/XII, 4, 2). Er enthält nicht nur Goethes Aufzeichnungen zu den geschätzten und tatsächlichen Kosten seines Aufenthalts im böhmischen Kurort an der Teplá zwischen Anfang Juli und Anfang August 1795 – das Konvolut wird deshalb als „Rechnungsbuch“ gelistet –, sondern auch 30 lediglich in zwei Fällen (handschriftlich) datierte Theaterzettel sowie eine Reihe von Konzertzetteln und -anzeigen.
Der undatierte erste in diesem Konvolut überlieferte Zettel musikalischen Inhalts bezieht sich auf ein Konzert, in dem neben Constanze Mozart die Sopranistin Josepha Duschek, der Klarinettist Joseph Beer („Beehr“), der dilettierende Prager Pianist Johann Nepomuk Kanka oder sein gleichnamiger Vater, der in Bayreuth ansässige dilettierende Violinist Karl Graf von König, ein Berliner Flötist namens Kneisel („Kneißel“) sowie der Bassist Ludwig Fischer auftraten.
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Undatierter Programmzettel zu einem Konzert in Karlsbad (Weimar, Goethe- und Schiller-Archiv, GSA 34/XII, 4, 2, pag. 33r) |
„Inhalt / des heutigen / CONCERTS. /
Erste
Abtheilung. /
1. Vom Herrn
Mozart die Ouverture, aus der Zauberflöte. /
2. Von Mozart
Aria aus Titus, gesungen von der Madame / Duchek. /
3. Aria von
Richini, gesungen vom Herrn Fischer. /
4.
Clarinet-Concert, vom Herrn Beehr. /
5. Ein
Violin-Quartetto, vom Herrn Grafen von König. /
Rondeau, auf
der Flöte geblasen vom Herrn Kneißel. /
Zweite
Abtheilung. /
1 Spielt Herr
von Kanka Trio aufs Klavier von Mozart. /
2. Singt Madame
Duchek Aria obligato von Mozart, / aus Idomeneo, und Herr Graf König spielt die
/ Obligat-Violin. /
3. Folgt ein
Clarinet-Concert, vom Herrn Beehr. /
4. Von Madame
Mozart ein Terzet, aus der Zauberflöte. /
5. Aria aus der
Zauberflöte, von Mozart, gesungen vom / Herrn Fischer. /
6. Madame
Duchek singt Recitativ und Rondeau von / Danzi.“
Angesichts der
vergleichsweise großen Anzahl namentlich genannter Solisten stellt sich die
Frage, ob es im vorliegenden Fall einen Konzertgeber im herkömmlichen Sinn gab.
Legt man die Anzahl der Auftritte als Maßstab zugrunde, käme diese Rolle am
ehesten Duschek zu: Sie trat laut Zettel drei Mal auf, Fischer, Beer und König
jeweils zwei Mal, Kanka und Constanze Mozart jeweils ein Mal (Fischer
könnte noch ein weiteres Mal aufgetreten sein, doch dazu später
mehr). Zunächst sei jedoch der Frage nachgegangen, wer die Orchestermusiker
stellte.
Das Orchester: Liebhaber und Berufsmusiker?
In Karlsbad gab es spätestens Mitte der 1780er-Jahre ein Orchester, dessen Musiker sich zumindest zum Teil aus ortsansässigen Bürgern rekrutierten: Ein 1785 erschienener Reisebericht erwähnt den Zinngießer und damaligen Bürgermeister Joseph Heiligengötter, der „ein Virtuose auf der Violine bei dem Karlsbader Orchester“ sei (Brückmann 1785, S. 11, vgl. Anonym 1788, S. 117). Unklar bleibt, ob hier ein Liebhaberorchester oder das Theaterorchester gemeint war; Letzteres begleitete die bis 1788 in einem hölzernen Bau vor dem sogenannten „Böhmischen Saal“ stattfindenden Aufführungen (Stöhr 1805, pag. 68, mehr zum „Böhmischen Saal“ weiter unten).
Professionelle
Musiker wiederum scheint es in Karlsbad vor 1800 kaum gegeben zu haben. Ein
anonymer Fremdenführer aus dem Jahr 1788 berichtet unter der Rubrik „Musikanten“:
„Die hiesige musikalische Gesellschaft macht der Stadtthürmer und 12 andere Personen aus. Sie haben die Gefälligkeit die Ankommenden mit einer Musik zu empfangen, und mit eben derselben zu begleiten.“ (Anonym 1788, S. 76)
Der Türmer begrüßte
und verabschiedete die Kurgäste (Brückmann 1785, S. 11, Anonym 1788, S. 8, S.
23) – dieser Brauch wurde spätestens 1797 teilweise, ein Jahr später dann gänzlich
abgeschafft (Anonym 1797, S. 97, Kretschmann 1798, S. 105), um spätestens 1802
wieder aufgenommen zu werden (Stöhr 1802, S. 27). Außerdem stellte er „Saiten
aller Art“ (Anonym 1788, S. 89) her und bot diese zum Verkauf an; vermutlich
spielte er neben Blas- also auch Saiteninstrumente.
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Karlsbad (Aquarell von Laurenz Janscha, um 1800) (Wien, Albertina) |
Ein anonymer Fremdenführer aus dem Jahr 1797 berichtet dann von Musikern, die für sonntägliche Bälle aus dem benachbarten Eger anreisten (Anonym 1797, S. 235). Und in der 1857 in dritter Auflage erschienenen Chronik des Karlsbader Arztes und Lokalhistorikers Rudolf Mannl werden Berufsmusiker erwähnt, die um die Jahrhundertwende während der Sommermonate aus umliegenden Gemeinden in den Kurort kamen:
„Bis zum Jahre 1803 fand sich regelmäßig eine Gesellschaft von sechs Mann […] in der Mitte Juni hier ein, die des Morgens am Neubrunn und Abends an verschiedenen Pläzen spielten und das Orchester im Theater verstärkten, welches aus Eingebornen vorzugsweise bestand.“ (Mannl, S. 296f.)
Neben ortsansässigen
Dilettanten sowie möglicherweise auch einheimischen und gastierenden
Berufsmusikern spielten im Theaterorchester selbstverständlich auch die
Mitglieder der jeweiligen Theatergesellschaft. Über die Qualität dieses bzw.
dieser Ensembles urteilte Hubert von Harrer 1801 in seinem Fremdenführer:
„[…] die immer von Prag hieher bestimmte Musik, welche das Orchester mit besetzt, liefert den Beweis: daß das günstige Urtheil des Auslandes über böhmische Tonkunst überhaupt, nichts weniger, als ein bloß günstiges Vorurtheil sey.“ (Harrer 1801, S. 118)
Glaubt man
einem 1796 veröffentlichten Bericht des Weimarer Journal des Luxus und der Moden, hatten die örtlichen Liebhaberkonzerte ebenfalls hohes musikalisches
Niveau:
„Da eine Menge
Dilettanten der Musik im Karlsbade in diesem Jahre vereinigt waren, so veranlaßte
dieses viel Privat-Concerte von Liebhabern, in Privathäusern, und wer das Glück
hatte dabey zugelassen zu werden, konnte hier an vortrefflichen Stimmen, und
einer sehr gutbesetzten Instrumental-Musik seine Ohren weiden.“ (Anonym 1796,
S. 557)
Ob an diesen Liebhaberkonzerten neben Ortsansässigen auch Mitglieder des Theaterorchesters beteiligt waren, bleibt unklar. Am ehesten wären Letztere wohl an spielfreien Tagen verfügbar gewesen. Leider ergibt sich aus den durch Goethe überlieferten Theaterzetteln lediglich, dass die zwischen Mai und August 1795 in Karlsbad residierende Theatergesellschaft Franz Spenglers an sechs Tagen pro Woche Schauspiele und Opern aufführte: Jeder Zettel enthält den Hinweis auf das Abonnement „in einer Woche, worinn durch 6 Tage gespielt wird“ (zuerst auf dem Zettel für eine Aufführung von Wenzel Müllers Der Fagottist, oder: Die Zauberzither, in: GSA 34/XII, 4, 2, pag. 7r). Unerwähnt bleibt dabei, um welche Wochentage es sich handelte. Dies macht Aussagen über spielfreie Tage vorerst unmöglich.
Im Hinblick auf
die Frage, ob Spenglers Musiker an einzelnen oder sogar allen durch Goethe überlieferten
Konzerten des Jahres 1795 mitwirkten, ist ferner zu berücksichtigen, dass diese
Konzerte an unterschiedlichen Wochentagen stattfanden: Ganz offensichtlich gab
es in Karlsbad zumindest in diesem Jahr keinen bestimmten Wochentag, der
Konzerten vorbehalten war. Zudem begannen sämtliche durch Goethe dokumentierte
Theatervorführungen um 16 Uhr, die Konzerte um 18 Uhr (mehr dazu weiter unten).
1795 hatte sich demnach noch nicht jene Praxis etabliert, die August Leopold Stöhr
1802 in seinem Fremdenführer beschrieb:
„Um 4 Uhr fängt
das Schauspiel an, und es dauert zwey bis drey Stunden, weil dann oft gleich
darauf Ball oder Concert in den Sälen gegeben wird.“ (Stöhr 1802, S. 91f.)
Die dichte
zeitliche Abstand zwischen Theatervorstellung und Konzert ist letztlich das stärkste
Indiz für die Vermutung, dass das Theaterorchester – wenn überhaupt – nur in
Ausnahmefällen an Liebhaberkonzerten mitwirkte. Diese fanden offenbar vor allem
während der Badesaison statt, wobei sich die Quellen darüber ausschweigen, ob
auch Einheimische an ihnen beteiligt waren. Sollte die Ouvertüre zur Zauberflöte
in jenem Konzert, dessen Programm eingangs mitgeteilt wurde, mit vollständiger
Besetzung gespielt worden sein, stellt sich die berechtigte Frage, welcher
Liebhaber die Hörner-, Trompeten-, Posaunen- und Paukenstimmen übernommen haben
könnte – falls hier nicht der Stadttürmer und allenfalls Militärmusiker (die
allerdings in keiner Quelle erwähnt werden) zum Zuge kamen. Offenbleiben muss schließlich auch, ob sich kurende Berufsmusiker am Liebhaberkonzert
beteiligten – 1795 kurten immerhin drei Mitglieder der königlich preußischen
Hofkapelle an der Teplá – und wer die Aufführungen leitete (auch dazu
weiter unten mehr).
Die Solisten: Berufsmusiker und Dilettanten
Während Herkunft und Namen der Orchestermusiker im Dunkeln bleiben, lassen sich die am Konzert beteiligten Solisten teilweise mithilfe der 1795 erstmals im Druck erschienenen Liste der Karlsbader Kurgäste identifizieren:
Danach kamen der „königl.
preuß. Musikus“ Beer am 8. Juni in Karlsbad an (in der Liste verzeichnet als
Nr. 130), Graf von König am 28. Juni (in der Liste verzeichnet als Nr. 318),
Vater und Sohn Kanka am 2. Juli (in der Liste verzeichnet als Nr. 369 und Nr.
370). Einer der Herren Kanka reiste am 22. Juli wieder ab, Beer bereits am 15.
Juli (hieraus ergibt sich ein erster Anhaltspunkt zur Datierung des Konzerts,
s.u.). Graf von König blieb seiner Korrespondenz mit Casanova zufolge noch
mindestens bis zum 23. August; bedauerlicherweise findet sich in seinen Briefen
kein Hinweis auf das Konzert (vgl. Uzanne 1889).
Angaben zu Josepha Duschek und Constanze Mozart sucht man in der gedruckten Liste der Kurgäste zwar vergeblich, doch finden sich ihre Namen im handschriftlich geführten Pendant: „Madame Duscheck, Flügllistin“ und „Madame Mosart, Sängerin“ werden dort als Nr. 553 und Nr. 554 geführt, eine Akkolade vor den beiden Nummern zeigt an, dass sie gemeinsam reisten. Als Tag der Ankunft in Karlsbad ist der 2. Juli vermerkt, als Unterkunft das „Sanssouci“. Dass Duschek als „Flügllistin“, also als Pianistin, erscheint, könnte auf einem Missverständnis beruhen oder damit zusammenhängen, dass eine „Sängerin“ weniger verdächtig wirkte als zwei reisende Sängerinnen. Nicht umsonst bezeichnete sich die Sopranistin Caterina Plomer, die Karlsbad der handschriftlichen Liste zufolge am 9. Juli erreichte, nicht als Sängerin, sondern als „Virtuosin“ (Nr. 652).
An dieser
Stelle sei erwähnt, dass sich die in der handschriftlichen und in der
gedruckten Liste genannten Daten zum Teil widersprechen. So kam Goethe der
handschriftlichen Liste zufolge am 9. Juli an, während in der gedruckten Liste
der 5. Juli genannt wird; tatsächlich kann der 9. Juli nicht stimmen, da Goethe
bereits am 7. und 8. Juli Briefe aus Karlsbad an Christiane Vulpius und
Friedrich Schiller richtete. Insofern erstaunt es nicht, dass Beer und König
der handschriftlichen Liste zufolge schon am 7. bzw. am 27. Juni in Karlsbad
ankamen (Nr. 199 und Nr. 453) und Kanka junior im Gegensatz zu seinem Vater
(Nr. 543) nicht erwähnt wird. Letzterer traf – glaubt man der handschriftlichen
Liste – wohl kaum zufällig am gleichen Tag wie Duschek und Constanze Mozart in
Karlsbad ein, logierte allerdings getrennt von ihnen. „Hr. Fischer, k. Opern Sänger“
aus Berlin wiederum erreichte den Kurort der handschriftlichen Liste zufolge am
5. Juli (Nr. 603), der ebenfalls aus Berlin stammende „Hr. Keisel[!], Musicus“
am 8. Juli (Nr. 640).
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Josepha Duschek (Stich von Johann Friedrich August Clar nach Haake, 1796) Leipzig, Universitätsbibliothek |
Über die gebürtige Pragerin Josepha Duschek (1754–1824) und ihre fast eineinhalb Jahrzehnte dauernde Freundschaft mit Mozart ist in der Mozart-Forschung viel geschrieben worden. Auch in der Beethoven-Forschung wird der Sopranistin in Zusammenhang mit dem Aufenthalt des Komponisten in Prag 1796 und der Arie op. 65 regelmäßig eine gewisse Aufmerksamkeit zuteil. Ihrer Bedeutung für die frühe Mozart-Rezeption hat man allerdings erst in den letzten Jahrzehnten verstärkt Beachtung geschenkt, allen voran Milada Jonášová (Schmid/Jonášová 2021). Hinweisen auf Duscheks Rolle bei der Verbreitung von Mozarts Werk geht auch dieser Blogeintrag nach (siehe weiter unten).
Im Fall des aus
Venedig stammenden Aristokraten Karl Graf von König (1752?–1839) ist ebenfalls
ein persönlicher, wenn auch wohl eher oberflächlicher Kontakt zu Mozart
nachgewiesen, der möglicherweise eine oder mehrere Kompositionen zur Folge
hatte: Am 12. August 1785 wurde König in Anwesenheit Mozarts in der Wiener
Freimaurerloge „Zur wahren Eintracht“ zum Meister befördert (Schuler 1992, S.
47, S. 182); kurz zuvor war er nach dem Verbot seiner Heimatloge der
Serenissima verwiesen worden (Luzzitelli 1987, S. 60). Einer nicht
unumstrittenen These zufolge komponierte Mozart für die Wiener Logenfeier die
Maurerische Trauermusik KV 477 in ihrer ursprünglichen Fassung sowie die
verschollenen Lieder KV online 692 (Autexier 1984, S. 35–38). Fest steht, dass
König Wien noch 1785 verließ und nach Aufenthalten in Deutschland (Journal
1785, S. 238) und Venedig (Autexier 1984, S. 31ff., Autexier, o.J., S, 185)
letztlich Bayreuth zu seinem Wohnsitz machte.
Der Böhme Joseph Beer (1770–1819), dem Lexikographen Ludwig Ernst Gerber zufolge „der größte Virtuose auf der Clarinette itziger Zeit“ (Gerber 1790/1792, Bd. 1, S. 97), kam 1791 nach mehreren Jahren Aufenthalts in Russland nach Wien. Dort bat er Mozart bekanntlich um Mitwirkung an einem Konzert, das am 4. März 1791 im Saal des Hoftraiteurs Ignaz Jahn stattfand. Weniger bekannt ist, dass Beers Name schon 1778 in der Korrespondenz Mozarts und seines Vaters auftaucht: Mozart bemühte sich damals in Paris um eine Anstellung, wobei Duschek ihm mit einem Empfehlungsschreiben an ihren in der französischen Hauptstadt ansässigen Landsmann Beer behilflich sein wollte. Mozart äußerte sich gegenüber seinem Vater allerdings nicht gerade positiv über Beer:
„wegen den Empfehlungsschreiben an h[errn] bähr, glaube ich nicht daß es nothwendig seÿe mir selbes zu schicken – ich kene ihn bis dato nicht; weis nur, daß er ein braver Clarinettist, übrigens aber ein liederlicher socius ist – ich gehe mit dergleichen leüte gar nicht gerne um – man hat keine Ehre davon; und ein Recomandations-schreiben möchte ich ihm gar nicht geben –“ (Brief vom 9. Juli 1778)
13 Jahre später hatte Mozart seine Meinung dann entweder grundlegend geändert oder er war über seinen Schatten gesprungen, jedenfalls verhalf Beer ihm zu seinem letzten nachgewiesenen öffentlichen Auftritt als Pianist. Übrigens war Beer, wie bereits angedeutet, nicht das einzige Mitglied der preußischen Hofkapelle, das 1795 nach Karlsbad reiste: Der handschriftlichen Kurliste zufolge trafen der Konzertmeister Pierre Vachon und der Oboist Ebeling einen Tag nach Beer im Kurort ein (Nr. 215 und Nr. 216).
Anders als im Fall Duscheks, Königs und Beers ist zwischen Johann Nepomuk Kanka senior (1744–1798) und Mozart kein persönlicher Kontakt belegt, doch scheint der Prager Jurist Kanka, den Ferdinand Schönfeld in seinem 1796 erschienenen Jahrbuch der Tonkunst von Wien und Prag als „große[n] Musikfreund“ bezeichnete (Schönfeld 1796, S. 140), 1787 Melodien aus Le nozze di Figaro für Klavier arrangiert zu haben (Volek 1987, S. 49). Johann Nepomuk Kanka junior (1772–1856) wiederum war einem Zeitgenossen zufolge „ein Meister auf dem Fortepiano“ (Schönfeld 1796, S. 140) und in späteren Jahren als Beethovens rechtlicher Beistand tätig („ich sehe endlich wieder einen Rechtvertreter und menschen der schreiben und denken kann“). Er hat zahlreiche Kompositionen hinterlassen.
Bleiben als die beiden letzten namentlich genannten Mitwirkenden – mit Ausnahme Constanze Mozarts – der Sänger Ludwig Fischer (1745–1825) und der Flötist Kneisel. Schlüssel für die Identifizierung beider Musiker ist Vincenzo Righini, der sich hinter dem Komponisten der von Fischer vorgetragenen Arie verbarg:
Zum einen
ergibt sich über Righini ein möglicher Hinweis auf die Identität des Flötisten:
Righini heiratete 1794 die Sopranistin Henriette Kneisel, deren Vater Flötist
in Stettin gewesen war (Gerber 1812/1814, Bd. 3, Sp. 872 und Anonym 1785, S.
107). Handelte es sich bei „Kneißel“ demnach um einen angeheirateten Verwandten
Righinis, vielleicht sogar um dessen Schwiegervater oder Schwager?
Zum anderen ist
die Aufführung einer Arie von Righini („Richini“) das stärkste Indiz dafür,
dass es sich bei dem Sänger Fischer tatsächlich um den Bassisten Ludwig Fischer
handelte: Fischer, für den Mozart nicht nur den Part des Osmin in Die Entführung
aus dem Serail, sondern (vermutlich) 1782 und 1787 auch die Arien KV 342 und KV
512 komponiert hatte, war ab 1789 an der königlichen Oper in Berlin engagiert
(Reichardt 1792, S. 68). Dort schrieb Righini Anfang und Ende 1793 Arien für
ihn (mehr dazu weiter unten).
Die Komponisten: Mozart et al.
Der Zettel ist
insofern zeittypisch, als er die aufgeführten Werke nur grob beschreibt: In der
ersten Abteilung erklang zunächst die Ouvertüre zur Zauberflöte, im Anschluss
sang Duschek eine Arie aus La clemenza di Tito, Fischer eine Arie von Righini,
Beer spielte ein Klarinettenkonzert und König brachte mit drei weiteren
Musikern ein Streichquartett oder einen Streichquartettsatz zu Gehör. Zwischen
den Abteilungen spielte Kneisel ein Rondo für Flöte (und Orchester?).
Die zweite
Abteilung eröffnete ein Klaviertrio von Mozart, gespielt von Kanka junior (mit
wem?). Es folgte Mozarts Arie KV 490, interpretiert von Duschek und Graf von König.
Danach sang Constanze Mozart ein Terzett aus der Zauberflöte (mit wem?),
Fischer eine Arie aus derselben Oper, bevor Duschek das Konzert mit einem
Rezitativ und Rondò von Franz Danzi beschloss.
Insgesamt
wurden also elf Werke aufgeführt, davon acht von namentlich genannten
Komponisten – sechs Mal war dies Mozart, während Righini und Danzi mit je einem
Werk vertreten waren. Angesichts der Tatsache, dass vier der sieben namentlich
genannten Mitwirkenden aus Mozarts unmittelbaren Umfeld stammten, ist dies
nicht unbedingt erstaunlich, aber doch bemerkenswert. Welche Werke aber wurden
im Einzelnen gespielt?
Fehlende
Angaben zu Komponisten machen Aussagen zu Beers, Kneisels und Königs
Instrumentalvorträgen vorerst unmöglich. Aber auch von Mozarts Kompositionen
lassen sich nur die Ouvertüre zur Zauberflöte sowie Rezitativ und Rondò KV 490
anhand des Zettels eindeutig identifizieren. Auffällig ist dabei die ausführliche
Beschreibung von KV 490: Nicht nur wird die Oper genannt, aus der die Scena
stammt (Idomeneo) – dies trifft auch auf die Nummern aus La clemenza di Tito
und Die Zauberflöte zu –, sondern auch gleich zweimal auf den obligaten
Charakter der Solovioline hingewiesen. Duschek sang KV 490 möglicherweise
erstmals kurz nach der Uraufführung 1786 in Wien (Corneilson 2016, S. 10).
Die von Duschek
vorgetragene, nicht näher bezeichnete Arie aus La clemenza di Tito lässt
Mozart-Kenner sicher zuerst an Vitellias Rondò „Non più di fiori“ denken, über
dessen Verbindung zu Duschek seit 1959 debattiert wird (vgl. Volek 1960, Lühning
1974, Lühning 1975, Tyson 1975 und Durante 1999). Anders als am 7. Februar 1794
in Prag (Deutsch 1961, S. 411) scheint die Sopranistin diese Arie im Juli 1795
in Karlsbad jedoch nicht gesungen zu haben, denn sonst wäre auf dem Zettel
analog zur Arie aus Idomeneo zweifellos ein Hinweis auf das obligate
Bassetthorn eingefügt worden. Zwar versuchte man im Umfeld der Sängerin schon
früh, den Part des Bassetthorns in „Non più di fiori“ für Klarinette zu
arrangieren (Jonášová 2021, S. 198f.) – gerade mit Blick auf Beers Anwesenheit
in Karlsbad zweifelsohne ein reizvoller Gedanke –, doch wird die von Duschek
gesungene Nummer aus La clemenza di Tito auf dem Zettel explizit als Arie und
nicht als Rondò bezeichnet. Falls Beer an der Aufführung der Arie aus La
clemenza di Tito beteiligt war, käme allenfalls noch Sestos Arie „Parto“ in
Betracht; Duschek sang diese Arie nachweislich am 2. Oktober 1796 im Leipziger
Gewandhaus (Woodfield 2011, S. 256, Deutsch 1961, S. 219).
Unklar bleibt
auch, welches Werk sich hinter Danzis „Rezitativ und Rondeau“ verbarg. Denkbar
wäre, dass es sich um das Rondo (nicht Rondò) „Der Schutzgeist, der Liebende stetig
umschwebet“ aus Danzis 1789 in München uraufgeführter Oper Der Quasimann
handelte (Pechstaedt 1996, S. 3f.). Auf jeden Fall waren „Rezitativ und Rondeau“
wohl identisch mit jenem „Rondo von Danzi“, das Duschek am 28. Juli 1795 in
Karlsbad sang (siehe unten) und das sie unter dem Titel „Scena von Hrn. Danzi“
auch am 29. März 1798 in einem Wiener Konzert vortrug, an dem Beethoven
mitwirkte.
Bei Fischers
Arien wiederum könnten jene Werke als Anhaltspunkt dienen, die Ludwig Fischer
1794 in London und in Amsterdam mit außerordentlichem Erfolg sang (Anonym 1794,
Anonym 1795). Die beiden Gesangsnummern aus der Zauberflöte waren dann
vielleicht das Terzett „Soll ich dich Teurer nicht mehr sehn?“ und die Arie „O
Isis und Osiris“ – Erstere unter Mitwirkung Constanze Mozarts –, die Arie von
Righini hingegen stammte möglicherweise aus den Anfang und Ende 1793 unter
Fischers Mitwirkung in Berlin uraufgeführten Opern Enea nel Lazio und Il trionfo di Arianna; bis zum Sommer 1795 komponierte Righini dann offenbar nicht
mehr explizit für Fischer.
Setzt man das Terzett aus der Zauberflöte mit „Soll ich dich Theurer nicht mehr sehn?“ gleich, stellt sich unweigerlich die Frage, wer den Part des Tamino übernahm – vorausgesetzt, Constanze Mozart übernahm den Part der Pamina und Fischer den des Sarastro. Tatsächlich gibt es noch ein weiteres Terzett aus der Zauberflöte, das Constanze Mozart notfalls sogar allein hätte vortragen können: In „Seid uns zum zweiten Mal willkommen“ ist lediglich der Part des 1. Knaben melodietragend, die drei Gesangsstimmen werden zudem instrumental verdoppelt (ganz ähnlich übrigens wie in Sarastros Arie „O Isis und Osiris“, wo die kurzen Choreinwürfe ebenfalls colla parte gespielt werden). Mit Blick auf die Tatsache, dass Fischers zweiter namentlicher Auftritt direkt im Anschluss an das Terzett erfolgte, erscheint die Vorstellung, Constanze Mozart habe an dieser Stelle des Programms eben jenes „Seid uns zum zweiten Mal willkommen“ gesungen, natürlich besonders reizvoll.
Bei dem von
Kanka junior vorgetragenen Klaviertrio von Mozart schließlich kommen alle
betreffenden Kompositionen einschließlich des Trios KV 498 infrage, denn sie
lagen 1795 sämtlich gedruckt vor (Haberkamp 1986). Lediglich die erst nach
Mozarts Tod von Maximilian Stadler ergänzten und zu einem Klaviertrio
zusammengeführten Einzelsätze KV 442 dürften nicht in Karlsbad erklungen sein –
obwohl Stadler 1795 in Karlsbad war (siehe dazu weiter unten).
Zeit und Ort – und ein prominenter Zuhörer?
Auf dem Zettel
sind weder Ort noch Datum, Uhrzeit oder Eintrittspreis vermerkt, was ein
direkter Hinweis darauf ist, dass es sich nicht um eine Konzertankündigung,
sondern um ein Dokument handelt, das zu Beginn des Konzerts an die Anwesenden
verteilt wurde; hierfür spricht nicht zuletzt der Titel „Inhalt des Concerts“.
Überliefert der
Zettel also das Programm eines Konzerts, das in privatem Rahmen stattfand? An
dieser Stelle sei auf einen Karlsbader Fremdenführer von 1797 verwiesen, in dem
es heißt:
„Besondere
Dilettantengesellschaften geben überdies sehr oft in Privathäusern Konzerts,
die aber nur geladenen Gästen zugänglich find.“ (Anonym 1797, S. 138)
Ein Jahr zuvor
hatte ein Kurgast im Weimarer Journal des Luxus und der Moden Ähnliches
berichtet (Anonym 1796, vgl. das Zitat weiter oben).
Besuchte Goethe
demnach ein Privatkonzert? Um diese Frage zu beantworten, müssen wir uns dem
ersten der beiden Wohltätigkeitskonzerte zuwenden, für die in den Unterlagen
des Dichters Zettel überliefert sind. Der Zettel für dieses Konzert liest sich
wie folgt:
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Zettel zum Wohltätigkeitskonzert am 13. Juli 1795 in Karlsbad (Weimar, Goethe- und Schiller-Archiv, GSA 34/XII, 4, 2, pag. 34r) |
„Nachricht / an / die hohen Kur- und Badegäste / und die / verehrungswürdigen Bewohner Karlsbads. /
Heute Montags,
/ den 13. Juli / wird eine / musikalische Akademie / im Puppeschen Saale / zum
Besten der Armen / gegeben. /
Wohlthun trägt
Zinsen. Bei der Sorge für die Gesundheit, bei / dem Vergnügen, so wir uns
selbst verschaffen, an seine leidenden Brüder / zu denken, ist menschlich, ist
edel! Man macht zu dieser Akademie seine / ergebenste Einladung, in der
schmeichelhaften Hoffnung, daß Sie sich / zahlreich dabei einfinden werden!
Einige von den hohen Kur- und Bade- / gästen werden sich selbst auf
verschiedenen Instrumenten hören lassen, um / das Vergnügen vielfältiger zu
machen. /
Auch wird Herr
Kneisel, Virtuos aus Berlin, der künftigen / Mittwoch auch für sich eine
Akademie geben wird, ein Ron- / deau auf der Flöte blasen. /
Das Entree ist
1 fl. /
Der Anfang ist Abends um 6 Uhr.“
Dass hier
lediglich Kneisel namentlich genannt wurde, könnte daran liegen, dass er sich
nur zögerlich zur Mitwirkung entschlossen hatte – schließlich hatte er bereits
ein Konzert zu eigenem Vorteil geplant – und im Gegensatz zu den anderen
Musikern auf seine Nennung bestand; der Grad seiner Bekanntheit wird kaum
ausschlaggebend für die Namensnennung gewesen sein. Das Bemerkenswerte an
diesem Zettel ist denn auch nicht die Erwähnung Kneisels, sondern die Tatsache,
dass Kneisel an 13. Juli „ein Rondeau auf der Flöte“ spielte, wohl als
Vorgeschmack auf sein für den 15. Juli geplantes, in Goethes Unterlagen
allerdings nicht dokumentiertes Konzert. War dieses Rondeau vielleicht jenes
Werk, das Kneisel dem eingangs wiedergegebenen undatierten Zettel zufolge auch
im Konzert Constanze Mozarts und ihrer Mitstreiter vortrug (freilich zwischen
den beiden Abteilungen)? Oder überliefert der undatierte Zettel nicht vielmehr
das Programm des Wohltätigkeitskonzerts vom 13. Juli?
Sollte dies der Fall sein, hätte Goethe Constanze Mozart am 13. Juli 1795 in Karlsbad Werke ihres Mannes singen hören. Dass der Dichter am 13. Juli nachweislich unter den Zuhörern des Wohltätigkeitskonzerts war, ergibt sich aus seinen Unterlagen: Dort notierte er unter dem 13. Juli als einzige Ausgabe einen Gulden für „ein Billet zur Musikalischen Akademie“ (pag. 98r). Wohlgemerkt waren am 13. Juli sowohl Kanka als auch Beer und König nachweislich noch in Karlsbad; Beer verließ Karlsbad zwei Tage später (siehe oben).
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Goethes Vermerk über „ein Billet zur Musikalischen Akademie“ in Karlsbad am 13. Juli 1795 (Weimar, Goethe- und Schiller-Archiv, GSA 34/XII, 4, 2, pag. 98r) |
Herrscht hinsichtlich Goethes Anwesenheit keine endgültige Sicherheit, lässt sich der Beginn des Konzerts mithilfe der anderen durch Goethe überlieferten Zettel (bei denen es sich durchweg um Ankündigungen mit oder ohne Programminhalt handelt) auf 18 Uhr ansetzen; offenbar war dies 1795 in Karlsbad die Uhrzeit, zu der Konzerte begannen. Ähnliche Klarheit herrscht beim Blick auf den Veranstaltungsort, bei dem es sich um die auf den anderen Zetteln als „Puppescher Saal“ oder „Puppischer Saal“ bezeichnete Lokalität gehandelt haben dürfte; heute befindet sich an dieser Stelle das Grandhotel Pupp. In diesem auch „Böhmischer Saal“ genannten Bau – genauer: im oberen Stockwerk (Stöhr 1802, S. 95) – fanden während Goethes Karlsbader Aufenthalts alle anderen in seinem Konvolut überlieferten öffentlichen Konzerte statt; Goethe hat das Gebäude 1808 übrigens in einer Zeichnung festgehalten.
Der Eintrittspreis der Konzerte im „Böhmischen Saal“ war offenbar jahrelang stabil. So heißt es in einem Fremdenführer aus dem Jahr 1801: „Ball- und Konzertbillets kosten jedes einen Gulden.“ (Harrer 1801, S. 112) Ausnahmen bestätigen allerdings die Regel: Die Sopranistin Caterina Plomer und der Violinist Auguste Durand verlangten bei ihren Karlsbader Auftritten am 17. und 24. Juli 1795 jeweils den doppelten Betrag (siehe unten).
Das Konzert und sein Kontext
Das am 13. Juli
1795 veranstaltete Wohltätigkeitskonzert eröffnete eine Reihe von insgesamt
sechs Konzerten, die während Goethes Aufenthalt im „Böhmischen Saal“ stattfanden
und die durch das „Rechnungsbuch“ des Dichters dokumentiert sind.
Das zweite Konzert in dieser Reihe gab am 17. Juli gab die gebürtige Engländerin Caterina Plomer (auch Plomer Salvini und Hyde-Plomer). Sie ließ im Vorfeld eine Anzeige verteilen:
„AVERTISSEMENT. /
Madame Plomer, eine gebohrne Engeländerinn, / die als italiänische Sägerinn mit größtem Beifall / zwei Jahre lang in Italien gesungen hat, gedenket / hier zukünftigen Freitag, den 17ten dieses, ein / Concert im Puppischen Saal zu geben. /
Das Entrée ist 2 fl. Die hohe Noblesse / zahlt nach Belieben.
Die Billets sind in ihrem Logie bei Hrn. Jakob / Mader, Nro. 283. auf der Wiese im ersten Stock, / zu haben. /
Der künftige Anschlagzettel wird das Mehrere / ankündigen.“ (GSA 34/XII, 4, 2, pag. 36r)
Der Zettel überliefert das Programm:
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Zettel zu Caterina Plomers Karlsbader Konzert am 17. Juli 1795 (Weimar, Goethe- und Schiller-Archiv, GSA 34/XII, 4, 2, pag. 42r) |
„Konzertanzeige. /
Heute den 17ten Juli 1795. wird Mad. Plomer im / Puppischen Saale ein Konzert geben. /
Inhalt des
Konzerts. /
Erste
Abtheilung. /
1. Overture aus
Cosi fan tutti. /
2. Wird eine
Scene von Zingarelly gesungen, von Madam Duschek / und Mad.
Plomer. Hierauf folgt eine Aria von Zingarelly, ge- / sungen von Mad.
Plomer. /
3. Ein Quartett
auf der Violin von Pleyel. /
4. Eine Aria von Sarti, gesungen von Mad. Plomer. /
Zweite Abtheilung. /
1. Eine
Symphonie. /
2. Ein Duo von
Mozart, gesungen von Mad. Duschek und Madam / Mozart. /
3. Der zweite
Theil der Symphonie von Zingarelly. /
4. Eine große
Aria mit Recitativ, gesungen von Mad. Plomer. /
5. Zum Beschluß
eine Symphonie. /
Entrée die Person 2 fl. /
Billets sind zu haben bei Mad. Plomer auf der Wiese im ersten / Stock, Nro. 283. bei Hrn. Jakob Mader. /
Der Anfang ist um 6 Uhr.“
Duscheks und
Constanze Mozarts Mitwirkung an Plomers Konzert ließe sich als Hinweis darauf
lesen, dass beide vor dem 17. Juli bereits öffentlich aufgetreten waren – was
wiederum dafür spräche, den undatierten Zettel dem Wohltätigkeitskonzert vom
13. Juli zuzuordnen.
Von den in Plomers Konzert aufgeführten Werken lässt sich lediglich die Ouvertüre aus Così fan tutte identifizieren. Einzelne Nummern stammten möglicherweise aus Niccolò Antonio Zingarellis Pirro, rè di Epiro, denn Plomer hatte 1792 in Crema den Part der Polissena in dieser Oper gesungen. So könnte der zweite Programmpunkt das ausgedehnte Rezitativ „Qual mi sorprende e aghiaccia“ (Pirro und Polissena) mit anschließendem Rondò „Cara, negli occhi tuoi“ (Pirro) aus dem zweiten Akt gewesen sein; Plomer hätte dann wohl den ursprünglich für den Kastraten Luigi Marchesi geschriebenen Part des Pirro übernommen, was angesichts ihres durch Zeitgenossen überlieferten Stimmumfangs von drei Oktaven nicht unmöglich erscheint (Anonym 1818/1). Den vierten Programmpunkt wiederum könnte Plomer am 7. November 1795 auch in Hamburg gesungen haben; dort erwähnte der Zettel „eine große Ariette, mit Recitativ, von Sarti“. Das von Duschek und Constanze Mozart vorgetragene Duett schließlich könnte „Come ti piace, imponi“ aus La clemenza di Tito gewesen sein, denn Constanze Mozart setzte dieses Duett auch auf das Programm ihres Leipziger Konzerts vom 11. November 1795 (Dörffel 1884, S. 195).
Drei Tage später fand ebenfalls im „Böhmischen Saal“ ein weiteres Wohltätigkeitskonzert statt:
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Zettel zum Karlsbader Wohltätigkeitskonzert am 20. Juli 1795 (Weimar, Goethe- und Schiller-Archiv, GSA 34/XII, 4, 2, pag. 57r) |
„Nachricht / an / die hohen Kur- und Badegäste / und / die verehrungswürdigen Bewohner Karlsbads. /
Heute den 20. Juli 1795. / wird abermalen / zum Besten der Armen / eine / Musikalische Akademie / im Puppischen Saale gegeben. /
Da die musikalische Akademie, welche am 13. Juli 1795. zum Besten / der Armen gegeben wurde, so vertheilhafdt ausfiel, und wofür man hiemit / im Namen der leidenen Menschheit danket, so macht man hiemit auf heute / wieder zu einer solchen Akademie, die zu gleichen Zweck verwandt werden / soll, an alle hohe Kur- und Badegäste seine gehorsamste Einladung. Ueber- / zeugt von Ihrer Großmuth, überzeugt, wie gerne Sie menschliches / Elend lindern, kann man sich eine zahlreiche Versammlung versprechen. /
Inhalt des Konzerts. /
Erste Abtheilung. /
1. Overture aus
der Zauberflöte. /
2. Aria von
Mad. Duschek gesungen. /
3.
Klavier-Konzert, von Herrren von Kanka. /
4. Aria von
Hrn. Zingarelly, von Mad. Plomer gesungen. /
5. Quartett auf
der Violin, von Herrn Grafen von König. /
Zweite Abtheilung. /
1. Overture von
Deserteur.
2. Aria von
Bertoni, gesungen von Mad. Plomer. /
3. Quintett von
Herrn von Kanka. /
4. Aria aus
Cosi fan tutti, von Mad. Duschek gesungen. /
Der Anfang ist Abends um 6 Uhr.“
Plomer hatte
sich im Anschluss an ihren ersten öffentlichen Auftritt in Karlsbad demnach zur
unentgeltlichen Mitwirkung bereit erklärt. Das Programm dieses zweiten Wohltätigkeitskonzerts
spricht erneut dafür, dass der undatierte Zettel zum ersten Wohltätigkeitskonzert
vom 13. Juli gehört, denn außer Plomer wirkten am 19. Juli mit Duschek, Kanka
und König ausschließlich Solisten mit, deren Namen auch auf dem undatierten
Zettel erwähnt werden. Darüber hinaus dürften mehrere der neun am 20. Juli
aufgeführten Werke bereits am 13. Juli erklungen sein: Zu denken ist hier neben
der Ouvertüre zur Zauberflöte und dem von König angeführten
Streichquartett(satz?) an die von Plomer gesungene Arie von Zingarelli, die das
Publikum vermutlich schon aus Plomers Konzert vom 17. Juli kannte. Die
ebenfalls von Plomer vorgetragene Arie von Francesco Bertoni könnte jenes „Rondeau
und Recitativ, von Berthoni“ gewesen sein, das Plomer am 7. November 1795 in Hamburg sang. Eindeutig ermitteln lässt sich außer der Zauberflöten-Ouvertüre
freilich nur die Ouvertüre zu Pierre-Alexandre Monsignys Le déserteur.
Am 22. Juli
veranstaltete Plomer ein weiteres Konzert im „Böhmischen Saal“. In Goethes
Unterlagen befindet sich ein Zettel, in dem die Sängerin ihren Auftritt wie
folgt ankündigte:
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Ankündigung von Caterina Plomers Karlsbader Konzert am 22. Juli 1795 (Weimar, Goethe- und Schiller-Archiv, GSA 34/XII, 4, 2, pag. 58r) |
„Nachricht. /
Madame Plomer, die in der ersten musikalischen / Akademie mit so vielen Beyfall aufgenommen wur- / de, wird auf allgemeines Verlangen der resp. / hohen Bade- und Kurgäste Mittwochs, den 22. / Juli, wieder eine musikalische Akademie geben, wozu sie hiemet eine gehorsamste Einladung macht. /
Der künftige Anschlagzettel wird den Inhalt / des Konzerts bekannt machen. /
Der Preis des Entree ist die Person 1 fl.“
Der „Anschlagzettel“ fiel dann deutlich kleiner aus als der zu Plomers erstem Konzert, was wohl dem relativ kurzen Programm geschuldet war. Dementsprechend bewegte sich auch der Preis nun wieder im Rahmen des Üblichen:
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Zettel zu Caterina Plomers Karlsbader Konzert am 22. Juli 1795 (Weimar, Goethe- und Schiller-Archiv, GSA 34/XII, 4, 2, pag. 62r) |
„Konzertanzeige. /
Madame Plomer hat die Ehre, den hier anwesenden / hohen Kur- und Badegästen hiemit ergebenst bekannt zu ma- / chen, daß sie heute, Mittwochs den 22. Juli 1795. im / Puppischen Saale ein Konzert geben, und darinnen vier ganz / neue Arien singen werde, als: /
1. Sasrai chi
sono audace etc. /
2. Lungi del
Caro bene etc. /
3. Sol mi
affanno etc. /
4. Chi mi da
Consiglio ajita etc. /
Das Entrée ist die Person 1 fl. /
Der Anfang ist um 6 Uhr.“
Drei der hier erwähnten Arien lassen sich eindeutig identifizieren: Plomer sang „Saprai chi sono, audace“ und „Sol m’affanna o mia speranza“ aus Zingarellis Il conte di Saldagna sowie „Chi mi da consiglio, aita“ aus dessen Pirro, rè di Epiro. „Lungi del Caro bene“ wiederum dürfte entweder Guiseppe Sartis Giulio Sabino oder Luigi Cherubinis L’Italiana in Londra entnommen worden sein; da Plomer noch 1818 eine Nummer aus Sartis Oper sang, spricht vieles für seine Vertonung (vgl. Anonym 1818/2).
Zwei Tage später konzertierte der Violinist Auguste-Frédéric Durand (August Fryderyk Duranowski) im „Böhmischen Saal“. Ein „Hr. v. Durand, Hauptmann in pohlnischen Diensten samt Sohn“ traf laut handschriftlicher Kurliste am 15. Juli in Karlsbad ein (Nr. 704), die dort notierte Unterkunft ist dieselbe wie auf einem Zettel, mit dem Durand um Zuhörer warb:
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Ankündigung von Auguste Durands Karlsbader Konzert am 24. Juli 1795 (Weimar, Goethe- und Schiller-Archiv, GSA 34/XII, 4, 2, pag. 60r) |
„Nachricht.
Die Entreebillets zu des Hrn. / Durant angekündigter Akade- / mie sind täglich zu haben in seiner / Wohnung bei der goldenen Kirche / im zweiten Stock, ober der Kir- / che, Nro. 158.
Das Billet zu 2 fl.“
Der Zettel für Durands
Konzert liest sich dann folgendermaßen:
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Zettel zu Auguste Durands Karlsbader Konzert am 24. Juli 1795 (Weimar, Goethe- und Schiller-Archiv, GSA 34/XII, 4, 2, pag. 79r) |
„Große / musikalische Akademie, / welche heute Freitag, den 24. Juli, / von / Hrn. August Durand, Virtuosen auf der Violin, / im Puppischen Saale / gegeben wird. /
Erste Abtheilung. /
1. Der erste
Theil der großen von Hrn, Haidn in Engeland verfertigten Simphonie, / in welcher das
Andante mit dem Schlag vorkömmt. /
2. Ein
Violon-Konzert des Hrn. Maestrino, von Hrn. Durand gespielt. /
3. Der zweite
Theil der Simphonie des Hrn. Haidn. /
4. Wird Herr
Durand das so sehr beliebte rußische Rondo von Hrn. Jarnovich / spielen. /
Zweite Abtheilung. /
1. Der erste
Theil einer andern von Hrn. Haidn in Engeland neu verfertigten / Simphonie. /
2. Ein großes
Violin-Konzert von der Hrn. Durand eigener Komposition. /
3. Macht den
Schluß der zweite Theil der neuen Simphonie des Hrn. Haidn. /
Das Entrée-Billet kostet 2 fl. /
Die Billets sind ztu haben in der Wohnung des Hrn. Durand bei der goldenen / Kirche im zweiten Stock Nro. 158. /
Der Anfang ist nach 6 Uhr.“
Haydns 1795
erstmals im Druck erschienene Sinfonie Hob. I:94 und der letzte Satz aus Ivan
Mane Jarnovićs Violinkonzert Nr. 14 lassen sich zweifelsfrei identifizieren.
Durands eigene Komposition könnte sein erst 1811 veröffentlichtes Violinkonzert
op. 8 gewesen sein; welches Violinkonzert von Nicola Maestrino zur Aufführung
kam, muss offenbleiben.
Das letzte in
Goethes Unterlagen nachgewiesene Konzert gab Josepha Duschek. Sie ließ im
Vorfeld eine Anzeige verteilen:
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Ankündigung von Josepha Duscheks Karlsbader Konzert am 28. Juli 1795 (Weimar, Goethe- und Schiller-Archiv, GSA 34/XII, 4, 2, pag. 63r) |
„Nachricht. /
Auf gnädiges Begehren wird Unterzeichnete die / Ehre haben, den 28ten dieses, eine musikalische / Akademie im Puppischen Saale zu geben. Das / Nähere wird der künftige Anschlagzettel bestimmen.
Die Billete sind in ihrer Wohnung im Sans- / souci zu haben.
Duschek.“
Der zugehörige „Anschlagzettel“ liest sich wie folgt:
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Zettel zu Josepha Duscheks Karlsbader Konzert am 28. Juli 1795 (Weimar, Goethe- und Schiller-Archiv, GSA 34/XII, 4, 2, pag. 84r) |
„Musikalische Akademie. /
Heute, den 28ten dieses, wird Madame Duschek die / Ehre haben, im Puppischen Saale ein Konzert zu geben. / Inhalt des Konzerts. /
Erste Abtheilung. /
1. Eine
Simphonie von Playel.
2. Eine Arie
von Mozart, gesungen von Madame Duschek. /
3. Ein Andante
aus einer Simphonie,. /
4. Eine Arie
von Righini, gesungen von Herrn Fischer. /
5. Ein Allegro
aus einer Simphonie. /
6. Eine Arie
von Mozart, gesungen von Madame Duschek. /
Zweite Abtheilung. /
1. Die große
beliebte Simphonie von Hayden. /
2. Ein Terzette
aus Cossi van Tutte. /
3. Ein
Quartetto. /
4. Eine
deutsche Romanze von Umlauf, gesungen von Hrn. Fischer. /
5. Ein Rondo
von Danzi, gesungen von Madame Duschek. /
Das Entree 1 fl. /
Der Anfang ist um 6 Uhr.“
Erneut könnte
das Karlsbader Publikum einige Werke aus vorausgegangenen Konzert gekannt
haben; zu denken wäre an die von Duschek und Fischer gesungenen Arien von
Mozart, Danzi und Righini und an Haydns Sinfonie „Mit dem Paukenschlag“. Ignaz
Umlaufs Romanze dürfte „Zu Steffen sprach im Träume“ aus Das Irrlicht gewesen
sein; an der Uraufführung dieses Singspiels hatte Fischer 1782 mitgewirkt.
Fischer hatte bereits 1794 eine nicht näher bezeichnete „Romance“ in seinem
Londoner Benefizkonzert gesungen (Landon 1976, S. 257), in späteren Jahren
begleitete sich Fischer beim Vortrag deutscher Lieder sowie italienischer
Canzonen und französischer Romances mitunter sogar selbst am Klavier oder an
der Gitarre (Ronyak 2018, S. 183f., S. 214). Es bleibt das Terzett aus Così fan
tutte: Setzt man Duscheks und Fischers Mitwirkung voraus, kommt nur „Soave sia
il vento“ in Betracht; über die Frage, wer die zweite Sängerin war, lässt sich
nur spekulieren.
Karlsbad als Probebühne
Vor 1795 trat
Constanze Mozart nur ein einziges Mal öffentlich als Sängerin in Erscheinung:
1783 war sie Solistin in Mozarts Messe KV 427. 1795 sang sie dann in Karlsbad
gleich zweimal vor Publikum: Einmal in dem hier zur Diskussion stehenden
Konzert und ein weiteres Mal gemeinsam mit Duschek in Plomers Konzert am 17.
Juli 1795. Möglicherweise beteiligte sie sich auch an Duscheks Konzert vom 28.
Juli 1795. Ob sie auch an den konzertanten Aufführungen von La clemenza die
Tito 1794 und 1795 in Wien beteiligt war, ist nicht klar (dieser Frage widmet
sich ein zukünftiger Blogeintrag).
Die Auftritte
im kleinen Karlsbad, wo aufgrund fehlender Presse – das Weimarer Journal des
Luxus und der Moden begann 1796, über Karlsbad zu berichten (Anonym 1796), das
erste Konzert wurde dort allerdings erst drei Jahre später erwähnt (Anonym
1799) – einerseits kaum überregional verbreitete schlechte Kritiken zu befürchten waren, andererseits
ein internationales Publikum vertreten war, wirken aus heutiger Sicht wie der
Auftakt zu jenen Konzerten, die Constanze Mozart zwischen November 1795 und Mai
1796 in Leipzig, Hamburg, Berlin und Dresden veranstaltete. In diesen Konzerten
wirkte sie nicht nur häufig als Sängerin mit, sondern setzte mit Auszügen aus
Idomeneo und La clemenza di Tito durchweg Werke aufs Programm, die in Auszügen
schon in Karlsbad zu hören waren. (Dass Graz, wo La clemenza di Tito im
September 1795 konzertant aufgeführt wurde, in dieser Liste fehlt, hat seine Gründe,
über die ein späterer Blogeintrag Auskunft geben soll.)
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„Ansicht des Boehmischen Saals zu Carlsbad“ (Kolorierter Stich von Wilhelm Rothe nach Johann Gottfried Jentzsch, um 1815) (Wien, Österreichische Nationalbibliothek) |
Hinzu kommt, dass der eingangs zitierte Zettel neben Mozart zwar noch weitere Komponisten erwähnt, mehr als die Hälfte des Programms jedoch ihm gewidmet ist und seine Werke ungleich genauer beschrieben werden als die übrigen aufgeführten Kompositionen. Offensichtlich versammelten sich hier Musiker, denen es nicht um ihren finanziellen Vorteil oder – gesetzt den Fall, der Zettel gehört tatsächlich zum Wohltätigkeitskonzert vom 13. Juli 1795 – ausschließlich darum ging, Gutes zu tun. Letzteres ließe sich übrigens hervorragend mit der Tatsache in Verbindung bringen, dass zumindest Beer, Fischer und König Freimaurer waren (zu Beer vgl. Cotte 1975, S. 173, zu Fischer vgl. Schuler 1992, S. 89f.); womöglich spielte hierauf auch das Wort „Brüder“ in der Ankündigung des Wohltätigkeitskonzerts vom 13. Juli 1795 an. Ganz offensichtlich war der Mehrzahl der auftretenden Solisten aber vor allem daran gelegen, das Andenken Mozarts zu ehren. Dass drei von ihnen – Duschek, Beer und Kanka – aus Böhmen stammten, ist in Zusammenhang mit der ausgeprägten Begeisterung zu sehen, mit der das böhmische Volk zeitgenössischen Quellen zufolge Mozarts Musik begegnete (vgl. Nedbal 2023): 1791, 1792 und 1794 fanden in Prag mindestens drei Mozart gewidmete Konzerte statt, deren Erlös zum Teil Constanze Mozart zugute kam; an mindestens zweien war Duschek beteiligt.
Duschek dürfte
auch bei der Organisation des hier diskutierten Konzerts eine maßgebliche Rolle
gespielt haben: Sie trat nicht nur am häufigsten als Solistin in Erscheinung,
sondern war wohl für die Mitwirkung ihres Landsmanns Kanka, möglicherweise aber
auch Beers verantwortlich. Denkbar ist sogar, dass Duschek überhaupt erst den
Anstoß zu Constanze Mozarts Reise in den böhmischen Kurort gab, denn immerhin
hatte sie sich bereits im Sommer 1788 dort aufgehalten (Duschek wird als Nr.
282 in der handschriftlichen Liste der Kurgäste jenes Jahres geführt) und war
dabei als Sängerin in Erscheinung getreten; dies ergibt sich aus einem Brief
Theodor Körners an Schiller (Schiller/Körner 1847, S. 321). Kaum zufällig trat
Duschek 1795 dann nicht nur in mindestens einem Wohltätigkeitskonzert, sondern
auch in einem Konzert zu ihrem eigenen Vorteil auf.
Idomeneo: Von der Isar an die Teplá
Bezeichnenderweise
fällt auch das von Duschek unterstützte Vorhaben, den 1781 in München uraufgeführten
Idomeneo zum Vorteil Constanze Mozarts und ihrer Söhne im Klavierauszug zu veröffentlichen,
in die frühen Sommermonate des Jahres 1795 (ob Duschek das Vorhaben
finanzierte, wird in einem anderen Blogeintrag diskutiert). Ein entsprechender
Subskriptionsaufruf findet sich in einem von Goethe aufbewahrten Katalog des
Prager Buchhändlers Johann Gotthold Calve (GSA 34/XII, 4, 2, pag. 25f., hier
pag. 26v), der während der Sommermonate eine Filiale in Karlsbad unterhielt
(Stöhr 1802, S. 189) und neben Duschek als Kontaktperson für potenzielle
Subskribenten in und um Prag fungierte. Der Text in Calves Katalog entspricht
im Wesentlichen einer gekürzten Version jenes Aufrufs, der zwischen Mai und
Juli 1795 in der Wiener Zeitung (hier noch zwei weitere Male), im Salzburger Intelligenzblatt, in den Hamburgischen Adreß-Comtoir-Nachrichten, im Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten, im Weimarer Journal des Luxus und der Moden (mit dessen Herausgeber Duschek korrespondierte) sowie im Grazer
Frauenjournal erschien (Walner 1959, S. 287f.); in Calves Fassung trägt der
Aufruf allerdings nicht Constanze Mozarts Unterschrift und erwähnt außer Calve
selbst keine weitere Kontaktperson für interessierte Subskribenten.
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Carl Seipp: Titelvignette zum 1797 bei Schmidt und Rau in Leipzig erschienenen Idomeneo-Klavierauszug (aus der Sammlung Aloys Fuchs) (D Bds, Mus.ms.autogr. Mozart, W. A. zu 366) |
Möglicherweise ist die Karlsbader Aufführung der Arie KV 490, die Mozart 1786 für den Wiener Fassung des Idomeneo komponiert hatte, also als Werbemaßnahme für den angekündigten Klavierauszug eben dieser Oper zu interpretieren – auch wenn die Arie KV 490 im Gegensatz zum ebenfalls 1786 entstandenen Duett KV 489 letztlich nicht in den Klavierauszug aufgenommen wurde.
Und tatsächlich
deutet alles darauf hin, dass das Verlagsprojekt im Kurort an der Teplá einen
vielversprechenden Anfang nahm:
Zwar ließ sich
nur ein gewisser „Hr. Becher“ sein Exemplar nach „Karlsbaad“ senden; hinter ihm
verbarg sich möglicherweise der Bürgermeister Johann Becher (vgl. Franieck
1853, S. 24). Dieser wiederum könnte mit dem Arzt und Balneologen David Becher
verwandt gewesen sein, der den Bau des am 22. Juli 1788 mit einer deutschen
Fassung von Le nozze di Figaro eröffneten Karlsbader Theaters mitfinanziert
hatte (Kretschmann 1798, S. 88, Stöhr 1805, pag. 68).
Der Kreis der in Karlsbad akquirierten Subskribenten dürfte jedoch deutlich größer gewesen sein als die Subskribentenliste vermuten lässt, denn die betreffenden Personen lebten nicht dauerhaft in Karlsbad, sondern hielten sich 1795 lediglich für einige Wochen oder Monate dort auf, nachvollziehbar anhand der handschriftlichen und der gedruckten Kurlisten.
Im Einzelnen sind dies sämtliche in der Subskribentenliste unter Berlin (1), Dänemark (6) und „Drogwitz bei Großglogau“ (Drogelwitz/Droglowice) (1) angeführten Personen; hinzu kommen zwei der drei unter Breslau gelisteten Personen, wobei die ebenfalls dort verortete Herzogin von Kurland eine derart enge Beziehung zu Karlsbad hatte, dass es nicht überraschte, wenn man ihren Namen in der gedruckten Kurliste bewusst verschwiegen hätte; 1796 hielt sie sich unter Pseudonym „Gräfin von Nachod“ in Karlsbad auf, wie König an Casanova berichtete (Uzanne 1889, S. 309), und wurde unter diesem Namen auch in der handschriftlichen Kurliste verzeichnet (Nr. 484). Eine Dresdner Subskribentin könnte sich im Sommer 1795 ebenfalls in Karlsbad aufgehalten haben.
SL =
Subskribentenliste zum Klavierauszug des Idomeneo, Leipzig (Schmid und
Rau),1797 (Abbildung in: Haberkamp 1986, Bd. 2, S. 115)
KL = gedruckte
Kurliste für das Jahr 1795
KL hs. =
handschriftliche Kurliste für das Jahr 1795
Berlin
SL: Se. Hochwürden
und wohlgeb. der Hr. Reichsgraf Karl von Wartensleben
KL: Herr Graf
von Wartensleben, kön. preuß. Schloßhauptmann, wohn. im goldenen Stuck, auf der
Wiese [Nr. 329, Ankunft: 28.06.1795, Abreise: 28.07.1795]
KL hs.: Karl
Graf v. Wartensleben k. preußisch: Schloßhauptmann [aus] Berlin [wohnt] gold
Stuck [Nr. 503, Ankunft: 30.06.1795]
= Wilhelm Carl
Graf von Wartensleben (1740–1817)
Breslau
SL: Son altesse
Serenissime Madame la Duchesse de Curland, née de Medem
KL = deest
KL hs. = deest
= Dorothea,
Herzogin von Kurland und Semgallen, geb. Gräfin von Medem (1761–1821)
SL: Son altesse
Serenissime Madame la Duchesse regnate[!] de Mecklenburg Sverin, née
Duschesse[!] de Saxe gotha
KL: Ihro
Durchlaucht die regierende Frau Herzoginn von Mecklenburg-Schwerin, […] wohn,
auf der Post [Nr. 232, Ankunft: 20.06.1795, Abreise: 22.07.1795]
KL hs.: Die
Regierende Frau Herzogin v Meklenburg [aus] Schwerin [wohnt] Posthaus [Nr. 364,
Ankunft 21.06.1795]
= Luise,
Herzogin von Mecklenburg-Schwerin, geb. Herzogin von Sachsen-Gotha-Altenburg (1779–1801)
SL: Hr. Kriegs-
und Domainen-Rath von Veitvitz.
KL: Herr von
Prittwitz, Kriegsrath aus Breslau […] wohn. zum goldenen Ruder, in der
Kirchengasse [Nr. 349, Ankunft: 30.06.1795, Abreise: 28.07.1795]
KL hs.: Hr. v.
Brittwitz, Kriegsrath [aus] Berlin [wohnt] gol. Ruder [Nr. 500, Ankunft:
29.06.1795]
= Carl Wenzel
von Prittwitz und Gaffron (1743–1806)
Dänemark
SL: Frau
Graefinn von Beresdorf, gebohrne Graefinn von Kauth
KL: Frau Gräfinn
von Bernstorff, geb. Gräfinn von Knuht und Fräulein von Hviid, aus Dännemark,
wohn. zum goldenen Schiff, auf dem Markte [Nr. 228, Ankunft: 19.06.1795,
Abreise: 08.08.1795]
KL hs.: Gräfin
Bernsdorf ohne Charge samt Familie [aus] Dän[n]emark [wohnt] gol. Schif [Nr.
353, Ankunft: 20.06.1795]
= Constance
Friederike Henriette Gräfin Bernstorff, geb. Knuth-Gyldensteen (1772–1827)
SL: Fräul. von
Hund
KL: Fräulein
von Hviid, aus Dännemark, wohn. zum goldenen Schiff, auf dem Markte [Nr. 229,
Ankunft: 20.06.1795]
KL hs.: deest
= ? von Hviid
SL: Baronesse
von Knuth geb. Graefinn Molke
KL: Freiherr
von Knuht, Kammerherr, mit Frau Gemahlinn, gebohrnen Gräfinn von Moltke, aus Dännemark,
wohn. in der goldenen Glocke [Nr. 148, Ankunft: 11.06.1795, Abreise:
12.07.1795]
KL hs.:
Freyherr v. Knuht, dänischer Kam[m]erherr [aus] Dän[n]emark [wohnt] gol. Glocke
[Nr. 248, Ankunft: 11.06.1795]
= Sophie
Magdalena (ab 1810 Gräfin) Knuth-Christiansdahl, geb. Gräfin Moltke (1765–1829)
SL: Frau von
Krogh geb. Baronesse Leder
KL: Frau von
Krogh, Kammerjunkerinn, gebohrne Baronesse von Lehn, aus Dännemark, wohn. zum
goldenen Pelikan, auf der Wiese [Nr. 352, Ankunft: 01.07.1795]
KL hs.: Frau v
Krogh [aus] Dän[n]emark [wohnt] gol. Pelikan [Nr. 538, Ankunft: 02.07.1795]
= Elisabeth
Erica Catharina von Krogh, geb. Baronin Lehn (1772–1802)
SL: Frau
Graefinn von Schafalovsky
KL: Herr Graf
von Schaffalizky von Muckadell, Lieutenant bei der kön. dänischen Garde zu
Pferde, nebst […] Frauen[!] Gräfinn Schaffalitzky […], wohn. zur goldenen
Harfe, auf der Wiese [Nr. 311 und 312, Ankunft: 27.06.1795]
KL hs.: Graf v
Schaffalitzky de Muckadelle, lieute: / Dän[n]emark / gol: Harfe [Nr. 492,
Ankunft: 29.06.1795]
= Susanne
Birgitte Gräfin Schaffalitzky de Muckadell, geb. Kaas (Mur) (1777–1796)
SL: Herr Graf
Scheel
KL: Herr Graf
von Scheel, königl. dänischer Kammerherr, mit Frau Gemahlinn, geb. Fräulein von
Bille, wohn. zur goldenen Glocke, in der Kirchengasse [Nr. 268, Ankunft:
23.06.1795]
KL hs.: Graf v.
Scheel, k. dänischer Kam[m]erh[etc.]r / gol. Glocken [Nr. 386, Ankunft:
23.06.1795]
= Jørgen Graf
Scheel (1768–1825)
Dresden
SL: Demoiselle
Charlotte de Gleichmann
KL: Herr von
Gleichmann , Major in kurfürstl. sächsischen Diensten, wohn. beim guten
Hauswirth, ober der Kirche [Nr. 168, Ankunft: 13.06.1795, Abreise: 17.07.1795]
KL hs.: v.
Gleichmann, Major in Sächsischen Diensten / guten Hauswirth [Nr. 259, Ankunft:
13.06.1795]
= ? von
Gleichmann
„Drogwitz bei
Großglogau“
SL: Hr. Baron
Stoesel
KL: Herr von Stössell,
aus Schlesien, wohn. Zur wilden Ente, in der Mühlbadgasse [Nr. 388, Ankunft:
03.07.1795]
KL hs.: Herr
Drogelwitz, Landedlmann / Schlesien / wilde Endte [Nr. 570, Ankunft:
03.07.1795]
= ? Christoph
Sigismund Ludwig Stössel zu Drogelwitz (1742–1814) oder dessen Sohn Carl August
Sigismund von Stössel (1772–1850)
Karlsbad
SL: Hr. Becher
KL: deest
KL hs.: deest
= ? Johann
Becher
Nach Hamburg
und München, wo 39 und 18 Personen den Idomeneo-Klavierauszug subskribierten,
war Karlsbad also höchstwahrscheinlich der Ort, an dem die meisten der
insgesamt 92 Subskribenten gewonnen wurden.
Karlsbader Kontakte
Selbstverständlich
waren nicht alle von Constanze Mozarts Karlsbader Kontakten bereit, den
Idomeneo-Klavierauszug zu subskribieren. Im Übrigen müssen nicht alle
Karlsbader Subskribenten zwangsläufig mit Constanze Mozart in Kontakt gekommen
sein; ihr Interesse an der Oper hätte auch durch Duscheks Auftritt(e) oder
Calves Katalog geweckt werden können. Ferner waren nicht alle von Constanze
Mozarts Karlsbader Kontakten neu – man denke an Beer, Fischer und König, die
Mozart während dessen Wiener Jahren gekannt hatten. Allerdings könnte Constanze
Mozart während ihres Aufenthalts im böhmischen Kurort 1795 über die
Subskribenten des Idomeneo-Klavierauszugs hinaus Kontakte geknüpft bzw.
erneuert haben, deren Bedeutung für die weitere Mozart-Rezeption nicht zu
unterschätzen ist.
So hielt sich
der Leipziger Verleger Christoph Gottlob Breitkopf, der Ende 1795/Anfang 1796
das Bandl-Terzett KV 441 veröffentlichte und ab 1798 im Zuge der sogenannten „Oeuvres
complettes“ mit Constanze Mozart zusammenarbeitete, laut gedruckter Kurliste ab
dem 31. Juli 1795 zusammen mit seiner Ehefrau Henriette Eleonora, geb. Thilo in
Karlsbad auf (Nr. 577). Und auch der Benediktinermönch und Komponist Maximilian
Stadler, der spätestens ab 1798 Mozarts musikalischen Nachlass im Auftrag der
Witwe ordnete (vgl. Nottelmann 2009, Bd. 1, S. 14f.), kurte der gedruckten Liste
zufolge ab dem 30. Mai 1795 in Karlsbad (Nr. 73). Stadler hatte sich laut handschriftlicher Kurliste
bereits ein Jahr zuvor – genauer: zwischen dem 31. Mai und dem 6. Juli 1794 –
an der Teplá aufgehalten (Nr. 67). In seinen autobiographischen Schriften erwähnt
Stadler zwar nirgends, dass er in Karlsbad Constanze Mozart begegnet sei –
Mozart hatte er während dessen Wiener Jahren kennengelernt –, doch beschreibt
er das private und öffentliche Musizieren im böhmischen Kurort in der ausführlicheren
seiner beiden Lebensbeschreibungen vergleichsweise genau:
„Während meines
Aufenthaltes in Linz machte ich mit H Feldzeugmeister Graf v. Hohenfeld [Otto
Philipp Joseph Graf von Hohenfeld] im Sommer zwey Jahr nacheinander eine Reise
nach Carlsbad, und brauchte mit demselben der Badekur. Hier lebte ich im Kreise
und Umgänge mit verschiedenen anwesenden Gästen, Herzoginnen, Gesandten, Fürsten,
und Grafen, mit Gelehrten, Virtuosen und Sängerinnen aus entferntesten Ländern.
Ich musste sogar zum Besten der Armen eine musikalische Akademie dirigieren,
wobey große Meister mitspielten. Auch in Privat Akademien wurde ich gebeten
mozartische Klaviersonaten zu spielen, wobey Blachow erster Violinist des Königs
in Preussen, Bär dessen berühmter Clarinettist mir accompagnierten usw.“ (Croll
1964, S. 179)
Bär war natürlich
Beer, und „Blachow“ ist entweder ein Transkriptions- oder ein Schreibfehler für Vachon,
den Konzertmeister der königlich preußischen Hofkapelle. Da sich weder Vachon noch
Beer 1794 in Karlsbad aufhielten, sind Stadlers Angaben über das
gemeinsame private Musizieren mit den Potsdamer bzw. Berliner Hofmusikern auf
das Jahr 1795 zu datieren. Es ist deshalb nicht auszuschließen, dass Stadler
(mindestens) eines der beiden durch Goethe überlieferten Wohltätigkeitskonzerte
vom 13. und 20. Juli 1795 leitete – so wie er in späteren Jahren unter anderem
eine private Aufführung von La clemenza di Tito in Constanze Mozarts Wiener
Wohnung leitete (Nottelmann 2009, Bd. 1, S. 53f.).
Übrigens hielt
sich such Joseph Jenamy, der mit der Widmungsträgerin von Mozarts
Klavierkonzert KV 271 verheiratet war, der gedruckten Kurliste zufolge ab dem 5
Juli 1795 in Karlsbad auf (Nr. 420). Ob er bei Constanze Mozarts Auftritt unter
den Zuhörern war?
Ausblick
Es bleiben
Fragen offen:
Gibt es zeitgenössische Berichte über Constanze Mozarts Auftritte? Eine mögliche Quelle wären Friederike Bruns nur in Auszügen publizierte Tage- und Stammbücher (vgl. Bobé 1905, S. 235ff.).
Wie sah die
Organisation des Karlsbader Musiklebens im Detail aus? Welche Strukturen
erlaubten es gastierenden Künstlern, innerhalb weniger Tage mit einem Orchester
aufzutreten? Wurden die nötigen Schritte bereits im Vorfeld unternommen oder
alles erst vor Ort organisiert?
Woher nahm
Constanze Mozart das Geld für den Aufenthalt im teuren Karlsbad? Reiste sie auf
eigene Kosten, auf Einladung eines Karlsbader Mozart-Enthusiasten oder als Gast eines vermögenden Kurgasts? Diente die Reise primär
dem Zweck, für den Idomeneo-Klavierauszug zu werben, oder standen
gesundheitliche Überlegungen im Vordergrund? Immerhin unternahm Constanze
Mozart zeit ihres Lebens Badekuren (dazu mehr in einem der folgenden Blogeinträge).
Und schließlich:
Wieso bestritt Constanze Mozart ihre öffentlichen Konzerte in Leipzig und
Hamburg ab November 1795 nicht mit Josepha Duschek, sondern mit ihrer Schwester
Aloysia Lange und dem Pianisten Anton Eberl? War dies von vornherein so geplant
oder kam es zum Streit zwischen den beiden Freundinnen (wie bei Jonášová 2011, S. 257ff. vermutet)? Ist es Zufall, dass Plomer und Durand im Anschluss an ihren
Karlsbader Aufenthalt ähnliche Reiserouten verfolgten wie Constanze Mozart
(gesetzt den Fall, diese kehrte vor ihrem Leipziger Auftritt nicht mehr nach
Wien zurück)? Sowohl Plomer als auch Durand hatten zuvor in Wien konzertiert:
Durand am 25. März im Burgtheater in einer Akademie der Mozart-Schülerin
Josepha Aurnhammer, Plomer am 20. Juni im Kärntnertortheater (Morrow 1989, S.
286f.).
Constanze
Mozarts Karlsbader Besuch vom Sommer 1795 sollte nicht ihr letzter bleiben:
1796 waren sie und Duschek erneut im Kurort an der Teplá, reisten aber getrennt
voneinander an – Constanze Mozart in Begleitung der Sängerin Elisabeth
Cannabich. Mehr dazu in einem späteren Blogeintrag …
![]() |
Joseph Peter nach Koch: Ansicht von Karlsbad (Beilage zu Harrer 1801) (Am linken Bildrand ist der „Böhmische Saal“ mit seiner siebenachsigen Gartenfront zu erkennen.) |
Quellen
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Anonym 1788
Karlsbad. Beschrieben zur Bequemlichkeitder hohen Gäste, Karlsbad 1788
Anonym 1794
„Neueste Theater- und Kunst-Nachrichten aus London, vom 15ten Februar 1794“,
in: Rheinische Musen, 1. Jahrgang
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Anonym 1795
„Noch zu den Musiknachrichten aus London“, in: Rheinische Musen, 2. Jg. (1795), Nr. 4, S. 27f.
Anonym 1796
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Anonym 1797/1
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Anonym 1797/2
„Badechronik. 1. Schreiben aus Karlsbad, im August 1797“, in: Journal des Luxus und der Moden, 12.
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„Badechronik. 1. Carlsbad“, in: Journal des
Luxus und der Moden, 12. Jg., Nr. 11 (November 1797), S. 544–551
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-ch-: „Badechronik. 1. Bericht aus Carlsbad. Den 24. July 1799“, in: Journal des Luxus und der Moden, 14.
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„Musikalische Akademie“, in: Wiener Zeitschrift
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Anonym 1818/2
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Woodfield 2011
Ian Woodfield:
Performing Operas for Mozart,
Cambridge etc. 2011
© Dr. Karsten Nottelmann 2025. All rights reserved.
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